Aphasie

"Adaptationsstrategien in der familiären Kommunikation zwischen Aphasikern und ihren Partnerinnen (2000 - 2005)" (DFG) (Au 72/14-1, 14-2, 14-3)

Nach Abschluss des Projekts steht ein weltweit einmaliges Corpus von Videoaufnahmen zur Familieninteraktion mit Aphasikern zur Verfügung. Das Material ist transkribiert und digitalisiert und in einer eigens dafür entwickelten Datenbank (AphaDB) in alignierter Form abrufbar. Es eignet sich für Promotionsobjekte, die allerdings aus rechtlichen Gründen (Datenschutz) nur in Freiburg durchgeführt werden können. Interessierte können bei Peter Auer oder Angelika Bauer Näheres erfahren.

Mitarbeiter:

Prof. Dr. Peter Auer (Projektleitung)
Angelika Bauer, M.A. (Wiss. Angestellte)
Dr. Florian Kulke (Wiss. Angestellter)

Ehemalige studentische Hilfskräfte des Projekts: 

Sabine Behrendt, Dagny Borsdorf, Anna Campagna, Jenny Glitza, Ulrike Hanke, Pascal Hartmann, Verena Hendrich, Katja Machill, Claudia Nittl, Daniela Picco, Amelei Stingl, Britta Schwenkreis.

In Kooperation mit Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene (Abteilung für Rehabilitationspsychologie, Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) und den sprachtherapeutischen Abteilungen einer Reihe von neurologischen Rehabilitationskliniken

Projektbeschreibung

Ziel des Forschungsprojekts war die Erforschung von kommunikativen Strategien, mit denen Aphasiker und ihre Lebenspartner/innen sich auf die Folgen der Erkrankung einstellen. Dazu wurden in einer Querschnitts- und einer Longitudinaluntersuchung die Entwicklungen des Interaktionsverhaltens der Betroffenen im familiären Alltag untersucht.

Die teilnehmenden (12) Familien wurden gebeten, innerhalb eines Jahres fünf Aufnahmen durchzuführen und zwar ca. 0, 1, 3, 6 und 12 Monate nach der Rückkehr des Patienten in die häusliche Umgebung. Pro Aufnahmezeitpunkt nahmen die Familien insgesamt ca. zwei Stunden auf. Die Aufnahmen wurden von den Gewährspersonen selbstständig durchgeführt. 10 Familien konnten alle Aufnahmen durchführen, 2 Familien sind aus dem Projekt ausgeschieden. Die Aufnahmen sind abgeschlossen.

Die Aufnahmen (ca. 150 Stunden Videoaufnahmen) wurden digitalisiert und transkribiert in einer Datenbank gespeichert.

Der Termin zur Abholung der Kamera wurde genutzt, um mit Patienten und Angehörigen ein Interview zu führen. Das Interview diente zum einen dazu, verschiedene "technische" Aspekte zur Aufnahme abzuklären. So wurde z.B. gefragt, ob und wenn ja, welche weiteren Personen bei der Aufnahme anwesend waren, oder es wurde Auskunft darüber erbeten, ob seit der letzten Aufnahme Veränderungen im Familienalltag eingetreten sind, wie z.B. Veränderungen in der Berufstätigkeit von Angehörigen. Zum anderen wurden Patienten und Angehörige gebeten, Selbsteinschätzungen hinsichtlich der aktuellen sprachlichen Beeinträchtigungen, deren Veränderungen seit der letzten Aufnahme, des gemeinsamen Umgangs mit den Beeinträchtigungen und möglichen sozialen Folgen der Erkrankung zu versuchen. Auch wird abgefragt, welche Therapien (Logopädie, Ergotherapie, Krankengymnastik) der Patient erhält, welchen Inhalt die Sprachtherapie hat und ob der Angehörige in die Sprachtherapie eingebunden ist. In dem Interview im Anschluss an die fünfte Aufnahme wurden Patienten und Angehörige im Rückblick auf das vergangene Jahr gebeten, abzuschätzen, welchen Einfluss die Teilnahme am Projekt möglicherweise auf metakommunikative Reflexionen hatte. Die Interviews wurden in die Projektarbeit im Hinblick auf die Selbstaussagen der Betroffenen zu ihren Strategien im Umgang mit den aphasischen Beeinträchtigungen einbezogen. Ein Teil der Interviews wurde zudem von Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene und Ramona Hallama (Abteilung für Rehabilitationspsychologie, Universität Freiburg) im Hinblick auf die Verarbeitungsstrategien der Betroffenen untersucht.

Arbeitspapiere und Manuskripte

Sollten Sie Interesse an einem der Arbeitspapiere haben, setzen Sie sich bitte mit Angelika Bauer in Verbindung.
  • Auer, P.; Rönfeldt, B.M. (Ms) The conversational construction of prolixity in fluent (Wernicke's) aphasia: A single-case study on prosodic contextualization.
  • Kulke, F.: Übungssequenzen in aphasischer Familienkommunikation.
  • Kulke, F.: Non-Cooperation in der Bearbeitung aphasischer Wortfindungsstörungen. (AP 2)
  • Kulke, F.: Paraphasien in aphasischer Alltagskommunikation. (AP 3)
  • Rönfeldt, B.M.: Das Spiel mit der Divergenz oder: Zur Bedeutung nonverbaler Handlungen in der Konstruktion aphasischer Redezüge. (AP 4)
  • Rönfeldt, B.M.: Konversationelle Anpassungsstrategien sprachgesunder Ehepartner in aphasischer Kommunikation. Querschnittanalyse bei schwere Aphasie. (AP 5)
  • Rönfeldt, B.M.: Konversationelle Anpassungsstrategien sprachgesunder Ehepartner bei leichter Aphasie: Angehörigenprofile. (AP 6)

Qualifikationsarbeiten

  • Dagny Borsdorf (2002) Eine Familie im Gespräch: Adaptation an die aphasische Störung. Magisterarbeit, Deutsches Seminar I, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
  • Campagna, Anna (2005) Redezuginterne Bearbeitungsstrategien für Lexikalisierungsprobleme bei Aphasie. Magisterarbeit, Deutsches Seminar I, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
  • Ramona Hallama (2003) Partnerschaftliche Bewältigung bei Aphasie. Diplomarbeit, Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Veröffentlichungen & Tagungsbeiträge

  • Auer, P. & Rönfeldt, B. (2004) Prolixity as adaptation: Prosody and turn-taking in German conversation with a fluent aphasic, in: Couper-Kuhlen, E. & Ford, C.E. (Hg.), Sound Patterns in Interaction. Cross-linguistic studies from conversation, Amsterdam, Benjamins, 171-200.
  • Bauer, A. & Auer, P. (in Vorbereitung; geplanter Erscheinungstermin Herbst 2006), Aphasie im Alltag. Adaptation in der familiären Kommunikation., Stuttgart: Thieme.
  • Bauer, A. & Kulke, F. (2004) Language exercises for dinner: Aspects of aphasia management in familiy settings. Aphasiology 18 (12), 1135-1160.
  • Blanken, G. & Kulke, F. (2003) Die Verarbeitung von Genusinformationen bei schwerer Aphasie. Eine neurolinguistische Studie. In: Chr. Habel & Th. Pechmann (Hg.) Sprachproduktion. Wiesbaden: Deutscher Universitäts Verlag.
  • Kulke, F. & Blanken, G. (2001) Phonological and syntactic influences on semantic misnamings in aphasia. Aphasiology 15 (1), 3-15.
  • Rönfeldt, B.M. & Auer, P. (2003) Erinnern und Vergessen. Erschwerte Wortfindung als interaktives und soziales Problem. In: M. Schecker(Hg.) Wortfindung und Wortfindungsstörungen. Tübingen: Narr.
  • Rönfeldt, B.M. & Kulke, F. (2001) What a Difference a Gaze Makes. Reparaturen in aphasischer Familienkommunikation. Arbeitsgemeinschaft für Linguistische Pragmatik (ALP). Leipzig, Februar 2001 (siehe Tagungsbericht: Barth-Weingarten, D. & Weber, T. (2001). Fünftes Arbeitstreffen "Linguistische Pragmatik" am 27. Februar 2001 in Leipzig. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 29 (2). 273-275.)
  • Rönfeldt, B.M. (2000) Über die mediale Gebundenheit aphasischer Symptome. Das Beispiel Paragrammatismus. Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht 31 (86), 84-102.
  • Rönfeldt, B.M. (2001) How to live with spoiled identity: Stigma-management in aphasic families. Stem-, Spraak- en Taalpathologie 10 (4), 269-281.
  • Bauer, A. (2003) Aphasie im Alltag: Adaptionen familiärer Kommunikation. (Workshop) Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und Behandlung. Vom 6. - 8. November 2003 in Leipzig.
  • Bauer, A. (2003) Üben im aphasischen Alltag, Forschungskolloquium Lehrstuhl Auer, Freiburg 28.10.2003
  • Bauer, A. (2003) Von Aphasie mitbetroffen? Adaptation familiärer Kommunikation an Aphasie (Vortrag), Workshop Klinische Lingusitik ( Jahrestagung des Bundesverbandes Klinische Linguistik e.V.), Oberursel 15.- 17.5. 2003
  • Bauer, A. (2004) Adaptation an Aphasie im Spannungsfeld von Verständigung, Facemanagement und sprachlichem Lernen. Erste Ergebnisse einer Längsschnittstudie (Vortrag),Forschungskolloquium Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie, Städtisches Krankenhaus München Bogenhausen 05.07.2004
  • Bauer, A. (2004) Adaptation im familiären Alltag: Stile und Konflikte (Vortrag), 7. Würzburger Aphasie Tage. 27. 02. 2004 in Würzburg.
  • Bauer, A. (2004) Aphasie als "joint venture" - Adaption familiärer Kommunikation an Aphasie. (Workshop) Rehabilitation Schweiz 2004 - "Rehabilitation des Schwerverletzten". Am 22. und 23. 4. 2004 in Interlaken.
  • Bauer, A. (2004) Aphasie im familiären Alltag - Impulse f?r die Aphasietherapie? "Impulse" Fachtagung Logopädie. Am 5. und 6. März in der Internationale Hochschule für Heilpädagogik Zürich.
  • Bauer, A. (2004) Aphasie im familiären Alltag. (Workshop) 4. Jahrestag der Gesellschaft für Aphasieforschung und Behandlung. Vom 4. - 6. November 2004 in Greifswald.
  • Bauer, A. (2004) Aphasie im Gespräch. Adaption und Partizipation im kommunikativen Alltag. (Vortrag) 4. Jahrestag der Gesellschaft für Aphasieforschung und Behandlung. Vom 4. - 6. November 2004 in Greifswald.
  • Bauer, A. (2004) Kollaboratives Erzählen als Verfahren des Aphasiemanagements, Forschungskolloquium Lehrstuhl Auer, Freiburg, 14.12.2004
  • Bauer, A. (2005) Üben im familiären Alltag (Vortrag), 8. Würzburger Aphasie Tage. Februar 2005 in Würzburg.
  • Borsdorf, D. (2004) Zur Moderatorinnenrolle der Ehefrau in aphasischer Kommunikation. 7. Würzburger Aphasie Tage. 27. 02. 2004 in Würzburg.
  • Kulke, F. (2000) Psycholinguistische Modelle und neurolinguistische Daten. Bedeutungsbezogene aphasische Fehlbenennungen. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS), Sektion "Wortfindung und Wortfindungsstörung", März 2000
  • Kulke, F. (2001) Die interaktive Bearbeitung von Paraphasien in aphasischer Familienkommunikation. Gemeinsames Kolloquium der Lehrstühle Prof. Dr. Couper-Kuhlen (Konstanz) und Prof. Dr. Auer (Freiburg), März 2001
  • Kulke, F. (2001) Gemischte Paraphasien beim Bilderbenennen von Aphasiker. Kolloqium des DFG-Schwerpunktprogramms "Sprachproduktion". Freiburg, März 2001.
  • Kulke, F. (2001) Paraphasien in aphasischer Alltagskommunikation. Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und -behandlung. Bielefeld, Oktober 2001.
  • Kulke, F. (2001) Zur interaktiven Bearbeitung von aphasischen Wortfindungsstörungen. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL), Sektion "Klinische Linguistik". Passau, September 2001
  • Kulke, F. (2002) Non-Cooperation Sprachgesunder in der Bearbeitung aphasischer Wortfindungsstörungen. Gemeinsames Kolloquium der Lehrstühle Prof. Dr. Couper-Kuhlen (Konstanz) und Prof. Dr. Auer (Freiburg). Konstanz, Oktober 2002 .
  • Kulke, F. (2002) Wortfindungsstörungen in der aphasischen Alltagskommunikation, Jahrestagung der Gesellschaft für Aphasieforschung und -behandlung. Oberhausen, November 2002.
  • Rönfeldt, B.M. & Auer, P. (2000) Erinnern und Vergessen. Erschwerte Wortfindung als interaktives und soziales Problem. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS), Sektion "Wortfindung und Wortfindungsstörung", März 2000.
  • Rönfeldt, B.M. & Gilles, P. (2000) Prosodische Aspekte von Apokoinu-Konstruktionen bei Sprachgesunden und Aphasikern. Gemeinsames Kolloquium der Lehrstühle Prof. Dr. Couper-Kuhlen (Konstanz) und Prof. Dr. Auer (Freiburg), Konstanz, Oktober 2000.
  • Rönfeldt, B.M. & Kulke, F. (2001) What a Difference a Gaze Makes. Reparaturen in aphasischer Familienkommunikation. Arbeitsgemeinschaft für Linguistische Pragmatik (ALP). Leipzig, Februar 2001 (siehe Tagungsbericht: Barth-Weingarten, D. & Weber, T. (2001). Fünftes Arbeitstreffen "Linguistische Pragmatik" am 27. Februar 2001 in Leipzig. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 29 (2). 273-275.)
  • Rönfeldt, B.M. (2000) Adaptation Strategies in Aphasic Families. A Longitudinal Study. Interactional Linguistics. EuroConference on Linguistic Structures and their Deployment in the Organisation of Conversation. Spa/B, September 2000.
  • Rönfeldt, B.M. (2001) Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Geteilte syntaktische Gestalten in aphasischer Familienkommunikation. Gemeinsames Kolloquium der Lehrstühle Prof. Dr. Couper-Kuhlen (Konstanz) und Prof. Dr. Auer (Freiburg), Freiburg, März 2001.
  • Rönfeldt, B.M. (2001) How to Live with Spoiled Identity? Stigma-Management in Aphasic Families. Four-Countries Symposium on Clinical Linguistics. Rolduc/NL, Mai 2001.
  • Rönfeldt, B.M. (2002) Sandwich over Syntax? The Relevance of Non-verbal Action in Constituting Turns in Aphasic Talk-in-Interaction, International Conference on Conversation Analysis, Kopenhagen/DK, Mai 2002.
  • Rönfeldt, B.M. (2002) Versuche zur Gesten-Syntax. Grammatizität in globalaphasischen Äußerungen. Gemeinsames Kolloquium der Lehrstühle Prof. Dr. Couper-Kuhlen (Konstanz) und Prof. Dr. Auer (Freiburg), Freiburg, April 2002.

Kliniken

Bei der Suche nach am Projekt teilnehmenden Familien haben uns die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sprachtherapeutischen Abteilungen der folgenden neurologischen Rehabilitationskliniken geholfen. Auch an dieser Stelle unseren herzlichen Dank!

  • Klinik Falkenburg in Bad Herrenalb
  • Schwarzwaldklinik Neurologie in Bad Krozingen
  • Waldklinik Dobel in Dobel
  • Neurologische Klinik Elzach in Elzach
  • Kliniken Schmieder in Gailingen
  • Zentrum für Geriatrie und Gerontologie der Universitätsklinik Freiburg
  • Klinikum Karlsbad-Langensteinbach in Karlsbad
  • Klinik Reichenbach in Waldbronn

AphaDB

AphaDB ist ein webbasiertes, multimediales Datenbanksystem zur Verwaltung strukturierter Belegsammlungen für die Analyse aphasischer Kommunikation. Die in AphaDB enthaltenen Daten wurden im Rahmen des DFG-Projektes "Adaptionsstrategien in der familiären Kommunikation zwischen Aphasikern und ihren Angehörigen" gesammelt. AphaDB dient der flexiblen Verknüpfung von Video-, Ton- und Transkriptdateien, um Analysen aphasischer Kommunikation in großen Datenkorpora zu erleichtern.

Das in der Datenbank vorliegende Korpus umfasst Aufnahmen von 9 Familien, von denen bis zu 5 Aufnahmen unterschiedlicher Dauer vorliegen. Die Aufnahmen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Rückkehr des Aphasikers in seine Familie gemacht:

I) direkt nach seiner Rückkehr

II) nach einem Monat

III) nach drei Monaten

IV) nach 6 Monaten

V) nach 12 Monaten

Die Aufnahmen zeigen Familiengespräche, Tischgespräche, Übungssequenzen, Gesellschaftsspiele, Unterhaltungen zu zweit und Interviews mit den Aphasikern und ihren Angehörigen und Freunden.

Datenschutz: Um die Anonymität der an der Studie beteiligten Personen zu gewährleisten, sind die Daten ausschließlich in den Räumen des Deutschen Seminars der Albert-Ludwigs Universität Freiburg zugänglich. Die Nutzung von aphaDB zu Forschungszwecken bedarf der ausdrücklichen Genehmigung von Herrn Prof. Auer.

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