5. Warum ist das falsch? (Grammatik II)

5.01 "Sie ist älter als mir", schreibt ein Deutschlerner. Warum ist das falsch?

1) Nach ALS steht immer der Nominativ.
2) Nach ALS steht, wenn es als Präposition verwendet wird, der Nominativ.
3) Die Präposition ALS bezieht sich auf zwei Nominalgruppen oder Pronomen, und diese müssen in dem gleichen Fall stehen.
4) Nach ALS kann nicht der Dativ stehen, es sei denn, es fungiert als Konjunktion.
5) ALS nach einem Komparativ steht immer mit dem Nominativ.

 

5.02 Ein Student schreibt "Er ist unglücklich, weil er keines eigenes Zimmer hat."

Zwei Regeln sind hier verletzt – welche?

1) KEIN bekommt, ebenso wie EIN, nie eine Endung.
2) KEIN erhält im Akk. neutrum keine Endung, wenn es als Artikel gebraucht wird.
3) KEIN erhält im Akk. neutrum grundsätzlich keine Endung.
4) Die Endung -ES darf nicht zweimal nacheinander kommen.
5) Die Endung -ES wird nicht an Artikel und Adjektiv gesetzt.

 

5.03 "Am schönsten Wasserfall ist der Rheinfall", schreibt ein Deutschlerner, und was gemeint ist, dürfte klar sein. Aber warum ist der Satz falsch?

1) Zu WASSERFALL fehlt der Artikel; WASSERFALL gehört aber nicht zu den Nomen, die ohne Artikel verwendet werden können.
2) Das Subjekt (WASSERFALL) steht im Dativ – erkennbar an der Präposition AM – und das darf nicht sein.
3) Grammatisch ist der Satz richtig; nur bedeutet er nicht, dass der Rheinfall der schönste Wasserfall ist.
4) Die Form AM SCHÖNSTEN kann nur prädikativ verwendet werden, hier aber steht sie vor dem Nomen und ist also attributiv verwendet.
5) Als Kopula verwendet, dient IST der Gleichsetzung; hier wird ein Gegenstand (der Rheinfall) und ein Ort (am schönsten Wasserfall) gleichgesetzt – das geht nicht.

 

5.04 "Ich finde, dass die Fahrräder sehr schönen sind." – Worin liegt der Fehler?

1) SEHR SCHÖN ist hier als Prädikatsnomen verwendet, und prädikativ verwendete Adjektive werden nicht dekliniert.
2) Nein, ein Prädikatsnomen ist es nicht, denn Prädikatsnomen stehen nach dem Verb. Aber die Plural-Endung der Adjektive ist nicht -EN, sondern -E.
3) Mit Prädikat-oder-nicht hat es nichts zu tun: Wenn ein Adjektiv durch ein Adverb (SEHR) modifiziert ist, wird es nicht dekliniert.
4) Nein, die Endung ist falsch: -EN ist die Endung für den Akkusativ maskulin Singular, aber FAHRRÄDER ist eine Pluralform.
5) Mit Endungen hat es überhaupt nichts zu tun, es ist ein Wortstellungsfehler: Adjektive müssen vor dem Nomen stehen, auf das sie sich beziehen.

 

5.05 "Beim unseren Freund...", beginnt ein Student seine Erzählung, und das ist falsch. Aber warum, wo doch "am anderen Ende" durchaus richtig ist?

1) Weil FREUND ein Maskulinum ist, ENDE ein Neutrum.
2) Weil ANDEREN ein Adjektiv ist, UNSEREN nicht.
3) Weil AN die Endung des Artikels annehmen kann, BEI nicht.
4) Weil AN eine Wechselpräposition ist, BEI nicht.

 

5.06 Eine Studentin schreibt in einer Zusammenfassung: "(...) Er behauptet nicht, wie er das meint."

Was stimmt an diesem Satz nicht?

1) BEHAUPTEN ist ein transitives Verb und braucht also ein direktes Objekt; das fehlt hier.
2) An BEHAUPTEN kann kein Nebensatz angeschlossen werden.
3) Das Verb BEHAUPTEN kann man nicht negieren.
4) An BEHAUPTEN kann keine indirekte Frage angeschlossen werden.
5) Nach BEHAUPTEN muss immer ein dass-Satz stehen.

 

5.07 Wo liegt der Fehler in dem Satz "Ich finde nicht, es ist eine schöne Stadt"?

1) Man kann nicht einfach zwei Hauptsätze ohne Konjunktion nebeneinanderstellen.
2) FINDEN braucht als Ergänzung grundsätzlich einen Nebensatz.
3) FINDEN braucht als Ergänzung entweder eine Nominalgruppe oder einen Nebensatz – nicht einen Hauptsatz.
4) FINDEN ist ein transitives Verb, und hier fehlt das direkte Objekt.
5) Der Satz ist nur falsch, weil FINDEN negiert ist.

 

5.08 Hier finden Sie vier Fehler und vier Deutungen dazu; welche vier Zuordnungen halten Sie für die plausibelsten?

"Die Brötchen kaufe ich ...

(1) ... bei Bäcker."
(2) ... zum Bäcker."
(3) ... bei den Bäcker."
(4) ... dem Bäcker."

(a) Ort / Richtung verwechselt
(b) Eigenname/Berufsbezeichnung verwechselt
(c) falsche Rektion der Präposition
(d) grammatisch richtig, nur die Aussage ist seltsam

(1a)
(1b)
(1c)
(1d)
(2a)
(2b)
(2c)
(2d)
(3a)
(3b)
(3c)
(3d)
4a)
(4b)
(4c)
(4d)

 

5.09 "NICHT steht an der falschen Stelle", könnte man alle diese Sätzen kommentieren. Bei einem von ihnen würde dieser Kommentar aber sicher nicht weiterhelfen. Welcher ist es?

1) "Er wollte nicht sich ihnen unterordnen."
2) "Er wohnt mehr nicht bei seinen Eltern."
3) "Ich konnte nein nicht sagen und kaufte alles."
4) "Einmal kam das Mädchen nach Hause sehr lange nicht."
5) "Sie verstehen nicht einander."

 

5.10 "Wenn es weniger Polizisten gäbe, wären mehr Diebe." – Wie bewerten Sie diese Äußerung?

1) Der Satz ist falsch, denn im Hauptsatz steht das falsche Verb (WÄREN).
2) Der Satz ist falsch, denn im Hauptsatz fehlt eine Ortsangabe (z.B. HIER).
3) Der Satz ist falsch, denn im Hauptsatz fehlt das Subjekt; es steht im Nebensatz: ES.
4) Grammatisch ist der Satz richtig, nur die Behauptung ist etwas seltsam.

 

5.11 "Da Japan ein von den größten Nutznießern dieses Systems ist, ...": Was ist falsch?

1) Das EIN ist der Artikel des Neutrums, aber JAPAN, auf das es sich bezieht, ist kein Neutrum.
2) Das EIN ist der Artikel des Neutrums, aber NUTZNIEßER, auf das es sich bezieht, ist kein Neutrum.
3) Anstelle des Artikels (EIN) müsste ein Pronomen stehen.
4) Nach einem Artikel (EIN) kann keine Präposition stehen.

 

5.12 "Paula kann nicht zur Party kommen, weil sie keine Zeit heute hat." – Welche Regel ist verletzt?

1) Freie adverbiale Bestimmungen stehen vor syntaktisch notwendigen Ergänzungen.
2) Syntaktisch weglassbare Zeitadverbien stehen vor indefiniten Ergänzungen.
3) Die kürzere Zeitangabe (HEUTE) sollte immer vor der längeren (KEINE ZEIT) stehen.
4) Die positive Angabe (HEUTE) sollte vor der negierten (KEINE ZEIT) stehen.