Einige Hinweise zum Verfassen von Hauptseminarsarbeiten (Stand Januar 1999)

1) Hauptseminarsarbeiten sollen zeigen, daß Sie in der Lage sind, ein wissenschaftliches Thema empirischer oder theoretischer Art eigenständig zu bearbeiten. Die schriftliche Arbeit stellt das Ergebnis ihrer Forschung dar. Sie folgt in der Anlage und Form den in der Linguistik üblichen Regeln für das Schreiben von wissenschaftlichen Aufsätzen. Bei Zweifelsfragen können Sie sich daher immer an den gängigen sprachwissenschaftlichen Publikationsorganen orientieren (z.B. Zeitschrift für Sprachwissenschaft, Linguistische Berichte, Deutsche Sprache, Zeitschrift für Germanistische Linguistik, etc.).

2) Der erste Schritt zur erfolgreichen Seminararbeit ist die Bestimmung des Themas – das Sie natürlich in der Regel zusammen mit dem Leiter/der Leiterin des Seminars auswählen. (Dazu ist u.a. auch die Sprechstunde da.) Vor allem darf das Thema nicht so weit gesteckt sein, daß es im Rahmen einer Seminararbeit gar nicht bearbeitbar ist. Themen wie „Das Tempussystem des Deutschen“, „Dialekte am Oberrhein“ oder „Die Mehrsprachigkeit türkischer Schüler“ sind deshalb ungeeignet; ihre Bearbeitung würde mehrere Jahre Arbeit und mindestens Monographie-Umfang erfordern. Meistens läßt sich erst sagen, ob ein Thema „zu groß“ ist oder nicht, nachdem man sich zumindest oberflächlich mit der einschlägigen Literatur beschäftigt hat.

3) Empirische Arbeiten erfordern des weiteren die Auswahl einer geeigneten Materialgrundlage, sei es, daß Sie diese selbst schaffen müssen (durch Tonbandaufnahmen, Befragungen, Tests etc.), sei es, daß sie schon vorhanden ist (etwa in Form von publizierten, evtl. computerlesbaren Corpora). Bei theoretischen Arbeiten verlagert sich der Schwerpunkt in der Regel auf die selbständige Suche der einschlägigen Literatur mittels der üblichen bibliographischen Techniken. (Das heißt natürlich nicht, daß empirische Hausarbeiten keine Lektüre erfordern; der Stand der Forschung muß referiert und die eigene Methode muß dargestellt werden. Dabei genügen aber oft kurze Zusammenfassungen mit geeigneten Literaturverweisen.)

4) Die Arbeit muß eine vernünftige Gliederung haben und die Argumentation einen „roten Faden“ erkennen lassen. Abschweifungen in Themenbereiche, die nicht zur Fragestellung der Arbeit gehören, sollten Sie vermeiden.

5) Eine Seminararbeit soll auch zeigen, daß Sie die Form der wissenschaftlichen Arbeit beherrschen. Zu den Konventionen in der Linguistik gehören zum Beispiel: phonetische Umschrift in [      ], phonologische Umschrift in /           /, orthographische Beispiele im Text („objektsprachliches Material“) kursiv. Objektsprachliches Material („Beispielsätze“) aus anderen als den gängigen Schulsprachen muß übersetzt werden; wenn es um grammatische Details geht, muß eine Interlinearübersetzung (morph-by-morph) hinzugefügt werden. Konversationelle Transkripte sollen (soweit sie nicht fremden Corpora entnommen werden) einem der üblichen Notationssysteme (in Deutschland v.a. GAT – vgl. Selting et al. in „Linguistische Berichte“ 1998 - oder HIAT) folgen.

Wenn Sie selber Daten erhoben haben, kann es sinnvoll sein, die vollständige Datenbasis als Anhang beizufügen; relevante Ausschnitte sollten aber im Text reproduziert werden.

6) In der Linguistik gilt allgemein die Kurzzitierweise (Namen und Jahreszahl, ggf. mit Seitenzahl). Vollständige Literaturangaben in den Fußnoten entfallen, ebenso natürlich Angaben wie „a.a.O.“.

7) Technisches: Bitte geben Sie Ihre Hausarbeit in doppelter Ausführung bei mir ab, so daß ich Ihnen ein kommentiertes Exemplar zurückgeben kann. Legen Sie ein ausgefülltes „Scheinformular“ bei. Klarsichtfolien sind überflüssig. Es gilt rigide: Abgabetermin ist der Beginn der Vorlesungen des Folgesemesters. Die korrigierten und kommentierten Arbeiten können Sie im Laufe dieses Folgesemesters in meinem Sekretariat abholen; zur genaueren Besprechung können Sie gern in meine Sprechstunde kommen.

Hinweis aus gegebenem Anlaß: Sollte es in besonderen Fällen (z.B. Anmeldung zum Staatsexamen) so sein, dass Sie den „Schein“ zu einem bestimmten Termin brauchen, müssen Sie mir die Arbeit mindestens 4 Wochen vorher zukommen lassen!