Aus unserer Sicht haben Referate drei wesentliche Funktionen:
Die
Lehrfunktion
·Referate haben nicht nur eine Lern-, sondern auch eine wichtige Lehrfunktion für die Zuhörer/innen. Ein Großteil universitärer Lehre wird über Referate vollzogen. Es ist deshalb ein direkter Beitrag zur Verbesserung der Qualität der Lehre, wenn Sie lernen, gute Referate zu halten.
Einstieg:
Ein guter Einstieg ist wichtig. Es gibt verschiedene Techniken:
-mit einem Beispiel (eine altbewährte Technik...)
-die Zuhörenden Hypothesen über einen Aspekt des Themas bilden lassen...
-eine Frage stellen, die die Zuhörenden ermuntert, nachzudenken „Was glauben Sie/Was glaubt ihr...“
-an Alltagserfahrungen anknüpfen...
-eine „Story“ präsentieren...
-eine Behauptung aufstellen...
-etc.
Sehen Sie sich als „Reporter der Wissenschaft“, sie haben etwas Wichtiges und Interessantes zu berichten. Wenn Ihr Thema oder der Text Sie nicht interessieren, sollten Sie vielleicht mit der/dem Seminarleiter/in sprechen und ein anderes Thema vereinbaren. Ein Referat, das mit „ja, eigentlich weiß ich auch nicht, was der Text soll oder die Autoren meinen“ beginnt (oder in dem Ähnliches nonverbal zum Ausdruck kommt), sollte wohl besser gar nicht erst gehalten werden. Wenn Sie nicht deutlich machen, was das Interessante, Relevante, Wichtige ihres Referates ist, vergeuden Sie nicht nur Ihre, sondern auch die Zeit der anderen.
Ordnen Sie das Thema in einen größeren Zusammenhang ein, z.B. in den Seminarzusammenhang. Wieso dieses Thema jetzt? Wo besteht ein Zusammenhang mit bereits behandelten Inhalten? Welche Themen schließen sich daran an? (Dieser Schritt ist wichtig und setzt eine Arbeit voraus, die Sie bei der Vorbereitung machen sollten: die Zuhörer/innen einzuschätzen und zu überlegen, an welchem Wissen Sie anknüpfen und was diese durch das Referat lernen sollen!)
Gliederung vorstellen und den weiteren Verlauf des Referates ankündigen (evtl. auf Folie und zwischendurch u.U. mehrmals wieder auflegen)
2. Der Hauptteil
Ein Referat ist keine schriftliche Textgattung, es wird nicht vorgelesen, sondern möglichst frei vorgetragen. Bei der Referatsvorbereitung müssen Sie an zwei Dingen arbeiten: was sie sagen und wie sie es sagen, also Inhalt und Form. Beides verlangt Vorbereitung und das Vortragen sogar noch etwas darüber hinaus: Es sollte geübt werden!
Einige Hinweise:
·Inhalt: Das Referat sollte eine sinnvolle Strukturierung und eine klare Gliederung haben. Geben Sie während des Vortrags „Regieanweisungen“ (z.B. die Folie mit den Gliederungspunkten zwischendurch erneut auflegen)
·Form: Verwenden Sie eine für das flüchtige Hören leicht verständliche Sprache. (Die Erfahrung macht leider auch diesen Rat notwendig: Nicht die Hände vor den Mund nehmen, laut und deutlich sprechen, Blickkontakt mit dem Publikum halten, beim Sprechen den Zuhörenden nicht den Rücken zukehren (beim Anschreiben an die Tafel möglichst nicht gleichzeitig erklären usw.)
·Erklären Sie Fachbegriffe (aber nur die notwendigen)
·Markieren Sie argumentative Wendepunkte deutlich, das erleichtert das Verständnis
·Paraphrasieren Sie und fassen Sie ruhig zwischendurch zusammen. Denn Ihre Zuhörer/innen hören von Ihrem Text/Thema wahrscheinlich zum ersten Mal, d.h. alles ist neu und muss daher erst "verankert" werden.
·Halten Sie kritische Distanz. Kritik am Text darf erwähnt werden, aber zu gegebener Zeit, z.B. gegen Ende des Referates in einer kritischen Einschätzung.
3. DerSchluss
Hier sollten Sie den Bogen schlagen zur eingangs aufgeworfenen Fragstellung. Die Leitfragen sollten kurz wiederholt werden und die Antworten, die das Referat darauf gegeben hat, sollten kurz zusammengefasst werden. Auch können Sie an dieser Stelle auf weiterführende Fragen verweisen. Es gilt: keine Angst vor Wiederholungen, sie sind eine wesentliche Lehrtechnik.
Im Schlussteil sollten sie kurz und prägnant das wiederholen oder zusammenfassen, was ihre Kommiliton/innen in drei Wochen noch behalten haben sollten.
Je stärker Sie sich in das Thema eingearbeitet haben, umso leichter fällt Ihnen auch sicher ein Ausblick auf weitere Fragestellungen, die sich an Ihr Thema anschließen könnten. Auch das gehört in den Schluss.
Einige allgemeine Hinweise zum Abschluss:
Es ist wichtig, die Zeit richtig zu kalkulieren!Solange Ihnen die langjährige Erfahrung fehlt, müssen Sie das Referat vorher im stillen Kämmerlein halten und dabei die Zeit nehmen. Und da es dann im Einsatz meistens doch länger dauert, sollten Sie schon vorher Passagen kennzeichnen, die Sie wegfallen lassen können, falls die Zeit knapp wird. (Das müssen die Zuhörenden gar nicht bemerken!)
Ein weiteres Anliegen: Seien Sie innovativ und probieren Sie neue Lehrformen aus. Vermeiden Sie stupides Vortragen! Das ist zwar ausgesprochen verbreitet, aber wenig effektiv, widerspricht es doch allen Erkenntnissen der Lernpsychologie. Unterstützen Sie Ihre Ausführungen sinnvoll durch Hilfsmittel wie z.B. :
Folien = Überlegen Sie genau, welche Informationen sich für die Darstellung auf Folien eignen (oder besser ins Handout passen oder an die Tafel). Vor allem muss bei jeder Folie klar sein, ob sie abgeschrieben werden sollte oder nicht. Wenn ja, räumen Sie genügend Zeit dafür ein. Wenn Sie eine Folie auflegen, beziehen Sie sich in ihrem Vortrag darauf. Nehmen Sie sie herunter, sobald der Punkt abgeschlossen ist, so vermeiden Sie, dass die Aufmerksamkeit des Publikums zwischen der Folie und dem Vortrag hin- und hergerissen ist. Auf jeden Fall sollte der Schriftgrad mindestens 18 pt (oder mehr) betragen.
Handout = ein Handout enthält alle Informationen, die sie Ihren Zuhörern mitgeben wollen oder die sie für ihren Vortrag benötigen, falls sie keine Folien vorbereitet haben, z.B. Transkriptbeispiele, Zahlen & Daten, Literaturangaben, Quellen, Literatur, Fachbegriffe, Datenbeispiele, Definitionen, die Gliederung etc.